#Oberstufe

Wer misst, misst Mist!

(Lesezeit ca. 5 Minuten)

Immer wieder wird Ablesegenauigkeit mit Messgenauigkeit verwechselt, dabei wissen wir es doch eigentlich besser: Wohl jeder Mensch hat schon eine Uhr gesehen, die vor- oder nachgeht. Die Genauigkeit einer Messung hängt nicht nur vom Messgerät, sondern auch von den Messbedingungen und vielen anderen Punkten ab.

Zugegeben: Messgeräte können schon verwirren. Eine Waage, die locker vier Nachkommastellen anzeigt, wirkt auf den ersten Blick wie ein unglaublich genaues Instrument. Erste Zweifel kommen schon auf, wenn auch nach längerer Wägung die letzten zwei Stellen wie wild springen. Wenn dann bei einer zweiten Messung, natürlich unter gleichen Bedingungen, auch noch ein ganz anderer Messwert auf dem Display steht, dann liegt wohl eine genauere Betrachtung des Themas "Messtoleranzen" nahe.

Auch Messgeräte sind nicht unfehlbar, schließlich bestehen auch sie nur aus zusammengesetzten Einzelteilen. Jedes elektronische oder mechanische Teil ist Fertigungstoleranzen unterworfen. Neben den Bauteilen, die direkt zum Messgerät gehören, können außerdem die Umgebungsbedingungen Einfluss auf die Messungen haben. Gute Messgeräte werden von ihren Herstellern mit einer konkreten Angabe zur Messtoleranz verkauft. Im Falle einer Waage kann dann zum Beispiel eine Abweichung von ±0,25% oder ±50g angegeben sein. Für meinen Messwert bedeutet dies, dass ich Gegenstände auseinanderhalten kann, die beispielsweise 1000g und 190g wiegen. Bei kleineren und leichteren Proben, zum Beispiel mit 75g und 80g, ist die Messung mit so einer Waage aber nicht zu gebrauchen. Dies ist auch der Grund, weshalb es unterschiedliche Geräte für bestimmte Anwendungen gibt. Personenwaagen werden benutzt, um das Gewicht von Menschen zu messen, welches häufig im Bereich von 2kg bis 150kg liegt. Die Toleranz der Personenwaage liegt dabei oft im Bereich von ±0,5kg. Eine Briefwaage dient der Messung viel kleinerer Gegenstände, die üblicherweise zwischen 10g und 850g wiegen. Ein solches Gerät hat typischerweise eine Toleranz von ±2g. Die Messung eines Briefes von ca. 20g mit einer Personenwaage ist, aufgrund der Messtoleranzen, nicht sinnvoll möglich. Einen Menschen von 90kg mit einer Briefwaage zu wiegen, würde vermutlich die kleine Waage zerstören.


PSE Schon die 6,25kg dieser Eisenkugel sind für einige Waagen zu viel Masse.

Wie sollen wir nun mit diesen ungenauen Messwerten umgehen? Nun, der wichtigste Punkt ist die richtige Einordnung. Ein ungenaues Messergebnis mag zum Kuchenbacken ausreichen, aber nicht für ein chemisches Experiment. Die Auswahl der Messgeräte muss immer mit Blick auf die Anwendung getroffen werden. Sofern andere Menschen, zum Beispiel in Videos, Blogs, Zeitschriften oder anderen Formaten, uns Messwerte vorsetzen, sollten wir dem kritisch gegenüberstehen. Seriöse Medien werden immer Angaben zum Messgerät und der Messmethode machen. Mit diesen Angaben können auch wir nachvollziehen, ob die Autor(inn)en uns eine vernünftige Messung oder doch nur "Mist" präsentieren.

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